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Gehmeditation: Finde Ruhe in jedem Schritt

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Claudia

Zertifizierte Yoga-Lehrerin seit 2018
Praktiziert seit 2010

Lesezeit: 7 Minuten

Gehmeditation: Finde Ruhe in jedem Schritt

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Claudia

Zertifizierte Yoga-Lehrerin seit 2018
Praktiziert seit 2010

Lesezeit: 7 Minuten

Inhalt

Der Kopf rattert, die To-do-Liste wird länger und der Gedanke, jetzt 20 Minuten still zu sitzen, fühlt sich wie eine weitere unüberwindbare Aufgabe an. Viele Menschen, die nach innerer Ruhe suchen, kennen dieses Gefühl. Doch was, wenn Meditation nicht Stillstand, sondern Bewegung bedeuten würde? Was, wenn jeder Schritt auf dem Weg zur Arbeit, beim Spaziergang im Park oder sogar im eigenen Flur zu einer Insel der Achtsamkeit werden könnte?

Genau hier setzt die Gehmeditation an. Sie ist eine uralte, aber hochaktuelle Praxis, die Meditation aus der Stille herausholt und sie direkt in unseren Alltag integriert. In diesem Artikel entdecken wir gemeinsam, wie du diese kraftvolle Technik für dich nutzen kannst, um Stress zu reduzieren und eine tiefe Verbindung zu dir selbst aufzubauen – ganz ohne Meditationskissen und Schneidersitz.

Auf einen Blick
  • Gehmeditation ist eine aktive Achtsamkeitspraxis, bei der die Bewegung des Gehens im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.
  • Sie ist ideal für Menschen, denen traditionelle, sitzende Meditation schwerfällt oder die eine Praxis für den Alltag suchen.
  • Die Technik hilft nachweislich, Stress zu reduzieren, die Körperwahrnehmung zu verbessern und den Geist zu beruhigen.
  • Ihre Wurzeln liegen im Zen-Buddhismus, sie wurde aber durch Lehrer wie Thich Nhat Hanh für die moderne Welt zugänglich gemacht.
  • Für die Gehmeditation brauchst du nichts weiter als ein paar Meter Platz und die Bereitschaft, dich auf den Moment einzulassen.

 

Was ist Gehmeditation genau?

Gehmeditation, auch bekannt als Kinhin im Zen-Buddhismus, ist eine Form der Meditation in Bewegung. Statt den Atem als primären Ankerpunkt zu nutzen wie bei vielen Sitzmeditationen, rückt hier die physische Erfahrung des Gehens in den Fokus: das Heben und Senken der Füße, der Kontakt der Sohlen mit dem Boden, das Tempo und der Rhythmus der Schritte. Es geht nicht darum, ein Ziel zu erreichen, sondern darum, jeden einzelnen Schritt vollkommen bewusst zu erleben.

Der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh formulierte es treffend: „Gehe, als ob du die Erde mit deinen Füßen küsst.“ Diese Haltung beschreibt den Kern der Praxis. Sie verwandelt eine alltägliche, oft unbewusste Handlung in einen Akt der Achtsamkeit, der uns erdet und direkt in den gegenwärtigen Moment zurückbringt.

 

Mehr als nur ein Spaziergang: Der feine Unterschied

Vielleicht denkst du jetzt: „Ich gehe doch jeden Tag spazieren.“ Doch ein normaler Spaziergang unterscheidet sich fundamental von einer Gehmeditation. Während wir beim Spazierengehen oft gedanklich mit der Einkaufsliste, dem nächsten Meeting oder einem Problem beschäftigt sind, verfolgt die Gehmeditation eine völlig andere Absicht. Die Intention ist nicht, von A nach B zu kommen, sondern voll und ganz bei der Bewegung selbst zu sein.

Die zentralen Unterschiede liegen in der inneren Haltung und dem Fokus:

  • Ziel vs. Prozess: Beim Spaziergang steht oft ein externes Ziel im Vordergrund (der Supermarkt, das Ende des Waldwegs). Bei der Gehmeditation ist der Prozess des Gehens selbst das Ziel.
  • Tempo: Die Gehmeditation wird typischerweise viel langsamer und bedachter ausgeführt als ein normaler Gang.
  • Aufmerksamkeit: Statt die Gedanken schweifen zu lassen, wird die Aufmerksamkeit aktiv auf die körperlichen Empfindungen des Gehens, den Atem oder die Sinneseindrücke der Umgebung gelenkt.
  • Reaktion: Gedanken, die aufkommen, werden zwar wahrgenommen, aber wie Wolken am Himmel vorbeiziehen gelassen, ohne sich in ihnen zu verstricken.

Infografik: Der Unterschied zwischen einem Spaziergang und Gehmeditation.

 

Die Wirkung der Gehmeditation auf Körper und Geist

Die regelmäßige Praxis der Gehmeditation entfaltet ihre Wirkung auf mehreren Ebenen. Sie ist nicht nur ein mentales Training, sondern auch eine Wohltat für den Körper. Indem du die Verbindung zwischen Geist und Körper stärkst, schaffst du eine solide Basis für mehr Gelassenheit und Wohlbefinden im täglichen Leben. Einer der spürbarsten Effekte ist der Abbau von akutem Stress und nervöser Energie.

Die langsame, bewusste Bewegung hilft, das Nervensystem zu regulieren und aus dem „Kampf-oder-Flucht“-Modus in einen Zustand der Ruhe und Erholung zu wechseln. Anders als bei reinen Denk-Übungen wird der Körper direkt einbezogen, was es erleichtert, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen. Studien untermauern diese Erfahrung: So zeigte eine Untersuchung, dass bereits kurze Einheiten von Gehmeditation im Freien zu einer messbaren Reduzierung des Stresshormons Cortisol und einer Verbesserung der psychischen Verfassung führen.

  • Verbesserte Körperwahrnehmung: Du lernst, die Signale deines Körpers feiner wahrzunehmen und entwickelst ein besseres Gefühl für Haltung und Bewegung.
  • Geistige Klarheit: Indem du deine Aufmerksamkeit bündelst, trainierst du deinen „Fokusmuskel“. Das hilft dir, dich auch im Alltag besser zu konzentrieren und klare Gedanken zu fassen.
  • Emotionale Balance: Die Praxis fördert eine Haltung der nicht-wertenden Akzeptanz gegenüber aufkommenden Gedanken und Gefühlen, was zu größerer emotionaler Stabilität führt.

 

Anleitung zur Gehmeditation: Dein erster Schritt zur Achtsamkeit

Das Schöne an der Gehmeditation ist ihre Einfachheit. Du benötigst keine spezielle Ausrüstung und kannst sofort loslegen. Die folgende Anleitung hilft dir, deine ersten bewussten Schritte zu machen und die Technik als eine der wertvollsten Achtsamkeitsübungen für dich zu entdecken.

 

Schritt 1: Die Vorbereitung

Suche dir einen Ort, an dem du für ein paar Minuten ungestört gehen kannst. Das kann ein Flur in deiner Wohnung, ein Gartenweg oder ein ruhiger Pfad im Park sein. Eine Strecke von 5 bis 10 Metern, die du auf und ab gehen kannst, ist bereits ausreichend. Nimm dir für den Anfang nur 5 bis 10 Minuten Zeit. Es geht nicht um die Dauer, sondern um die Qualität der Aufmerksamkeit.

 

Schritt 2: Die Praxis des bewussten Gehens

Stelle dich an den Anfang deiner Strecke. Schließe für einen Moment die Augen und nimm ein paar tiefe Atemzüge. Spüre den Boden unter deinen Füßen und deine aufrechte Haltung. Öffne die Augen, senke deinen Blick leicht und richte ihn ein paar Meter vor dir auf den Boden, ohne etwas Bestimmtes zu fixieren.

Beginne nun, extrem langsam zu gehen. Hebe einen Fuß und spüre die Bewegung. Nimm wahr, wie die Ferse den Boden berührt, wie die Sohle abrollt und wie sich das Gewicht verlagert. Sei vollständig bei dieser Empfindung. Mache den nächsten Schritt mit der gleichen Achtsamkeit. Dein Atem kann dabei ganz natürlich fließen oder du synchronisierst ihn mit deinen Schritten, zum Beispiel einatmen bei einem Schritt, ausatmen beim nächsten.

Am Ende deiner Strecke angekommen, halte kurz inne. Drehe dich bewusst um und gehe in die andere Richtung zurück. Deine Gedanken werden abschweifen – das ist völlig normal. Bemerke es freundlich, ohne dich zu kritisieren, und bringe deine Aufmerksamkeit sanft zurück zu den Empfindungen in deinen Füßen.

 

Schritt 3: Der Abschluss

Wenn deine vorgesehene Zeit abgelaufen ist, bleibe noch einmal für einen Moment stehen. Schließe die Augen und spüre nach. Wie fühlt sich dein Körper jetzt an? Wie ist der Zustand deines Geistes? Nimm die Wirkung wahr, bevor du wieder in deine Alltagsaktivitäten übergehst. Viele weitere Ansätze zum Meditation lernen findest du in unserem umfassenden Guide.

Eine Person praktiziert Gehmeditation in der eigenen Wohnung.

 

Gehmeditation im Alltag: Tipps für mehr Präsenz

Die formale Praxis ist die Basis, doch die wahre Kraft der Gehmeditation entfaltet sich, wenn du sie in dein tägliches Leben integrierst. Jeder Gang kann zu einer kleinen Oase der Ruhe werden, die dir hilft, effektiv Yoga gegen Stress zu praktizieren, ohne eine Matte auszurollen.

  • Auf dem Weg zur Arbeit: Nutze den Gang zur Bushaltestelle oder vom Parkplatz ins Büro. Konzentriere dich für nur eine Minute auf 10-20 bewusste Schritte.
  • In der Mittagspause: Statt am Schreibtisch zu essen, gehe ein paar Minuten an der frischen Luft. Das hilft nicht nur der Verdauung, sondern klärt auch den Kopf.
  • Beim Warten: Ob in der Supermarktschlange oder beim Warten auf den Zug – anstatt zum Handy zu greifen, spüre den Kontakt deiner Füße zum Boden und nimm deinen Atem wahr.
  • Barfuß gehen: Wenn möglich, praktiziere barfuß auf verschiedenen Untergründen (Gras, Sand, Holzboden). Das intensiviert die Sinneseindrücke und erdet dich auf eine ganz besondere Weise.

 

Fazit: Jeder Schritt ist ein Ankommen

Gehmeditation ist mehr als eine Übung; sie ist eine Haltung. Sie lehrt uns, dass wir nicht stillsitzen müssen, um zur Ruhe zu kommen. Indem wir eine alltägliche Handlung mit bewusster Aufmerksamkeit füllen, bauen wir eine Brücke zwischen formeller Praxis und dem lebendigen Alltag. Sie ist ein perfekter Einstieg in die Welt der Achtsamkeit & Meditation und ein kraftvolles Werkzeug, um Gelassenheit und Klarheit zu kultivieren – Schritt für Schritt.

Probiere es aus. Nimm dir noch heute fünf Minuten Zeit. Gehe nicht, um irgendwo anzukommen, sondern um ganz bei dir zu sein. Du wirst überrascht sein, wie viel Frieden in einem einzigen, bewussten Schritt liegen kann.

 

Häufig gestellte Fragen

Wie schnell sollte ich bei der Gehmeditation gehen?

Praktiziere deutlich langsamer als bei einem normalen Spaziergang. Das Tempo sollte so gewählt sein, dass du jede einzelne Phase der Bewegung – vom Heben bis zum Absetzen des Fußes – bewusst wahrnehmen kannst. Qualität geht hier klar vor Geschwindigkeit.

Kann ich Gehmeditation auch mit Musik machen?

Für den Anfang ist es empfehlenswert, ohne Musik zu praktizieren, um die Aufmerksamkeit voll auf die Körperempfindungen und die Umgebungsgeräusche zu richten. Fortgeschrittene können experimentieren, sollten aber darauf achten, dass die Musik nicht zur Ablenkung wird, sondern die meditative Haltung unterstützt.

Was mache ich, wenn meine Gedanken ständig abschweifen?

Das ist ein natürlicher Teil jeder Meditationspraxis und kein Grund zur Sorge. Bemerke einfach, wohin deine Gedanken gewandert sind, und lenke deine Aufmerksamkeit sanft und ohne Urteil zurück zu den Empfindungen des Gehens. Jeder Moment, in dem du dies bemerkst, ist ein erfolgreicher Moment der Achtsamkeit.

Wie lange sollte eine Gehmeditation dauern?

Beginne mit kurzen Einheiten von 5 bis 10 Minuten, um eine Routine zu etablieren. Mit der Zeit kannst du die Dauer langsam auf 15, 20 oder mehr Minuten ausdehnen, je nachdem, was sich für dich gut anfühlt. Auch wenige bewusste Schritte im Alltag sind bereits eine wertvolle Praxis.

Der Kopf rattert, die To-do-Liste wird länger und der Gedanke, jetzt 20 Minuten still zu sitzen, fühlt sich wie eine weitere unüberwindbare Aufgabe an. Viele Menschen, die nach innerer Ruhe suchen, kennen dieses Gefühl. Doch was, wenn Meditation nicht Stillstand, sondern Bewegung bedeuten würde? Was, wenn jeder Schritt auf dem Weg zur Arbeit, beim Spaziergang im Park oder sogar im eigenen Flur zu einer Insel der Achtsamkeit werden könnte?

Genau hier setzt die Gehmeditation an. Sie ist eine uralte, aber hochaktuelle Praxis, die Meditation aus der Stille herausholt und sie direkt in unseren Alltag integriert. In diesem Artikel entdecken wir gemeinsam, wie du diese kraftvolle Technik für dich nutzen kannst, um Stress zu reduzieren und eine tiefe Verbindung zu dir selbst aufzubauen – ganz ohne Meditationskissen und Schneidersitz.

Auf einen Blick
  • Gehmeditation ist eine aktive Achtsamkeitspraxis, bei der die Bewegung des Gehens im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.
  • Sie ist ideal für Menschen, denen traditionelle, sitzende Meditation schwerfällt oder die eine Praxis für den Alltag suchen.
  • Die Technik hilft nachweislich, Stress zu reduzieren, die Körperwahrnehmung zu verbessern und den Geist zu beruhigen.
  • Ihre Wurzeln liegen im Zen-Buddhismus, sie wurde aber durch Lehrer wie Thich Nhat Hanh für die moderne Welt zugänglich gemacht.
  • Für die Gehmeditation brauchst du nichts weiter als ein paar Meter Platz und die Bereitschaft, dich auf den Moment einzulassen.

 

Was ist Gehmeditation genau?

Gehmeditation, auch bekannt als Kinhin im Zen-Buddhismus, ist eine Form der Meditation in Bewegung. Statt den Atem als primären Ankerpunkt zu nutzen wie bei vielen Sitzmeditationen, rückt hier die physische Erfahrung des Gehens in den Fokus: das Heben und Senken der Füße, der Kontakt der Sohlen mit dem Boden, das Tempo und der Rhythmus der Schritte. Es geht nicht darum, ein Ziel zu erreichen, sondern darum, jeden einzelnen Schritt vollkommen bewusst zu erleben.

Der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh formulierte es treffend: „Gehe, als ob du die Erde mit deinen Füßen küsst.“ Diese Haltung beschreibt den Kern der Praxis. Sie verwandelt eine alltägliche, oft unbewusste Handlung in einen Akt der Achtsamkeit, der uns erdet und direkt in den gegenwärtigen Moment zurückbringt.

 

Mehr als nur ein Spaziergang: Der feine Unterschied

Vielleicht denkst du jetzt: „Ich gehe doch jeden Tag spazieren.“ Doch ein normaler Spaziergang unterscheidet sich fundamental von einer Gehmeditation. Während wir beim Spazierengehen oft gedanklich mit der Einkaufsliste, dem nächsten Meeting oder einem Problem beschäftigt sind, verfolgt die Gehmeditation eine völlig andere Absicht. Die Intention ist nicht, von A nach B zu kommen, sondern voll und ganz bei der Bewegung selbst zu sein.

Die zentralen Unterschiede liegen in der inneren Haltung und dem Fokus:

  • Ziel vs. Prozess: Beim Spaziergang steht oft ein externes Ziel im Vordergrund (der Supermarkt, das Ende des Waldwegs). Bei der Gehmeditation ist der Prozess des Gehens selbst das Ziel.
  • Tempo: Die Gehmeditation wird typischerweise viel langsamer und bedachter ausgeführt als ein normaler Gang.
  • Aufmerksamkeit: Statt die Gedanken schweifen zu lassen, wird die Aufmerksamkeit aktiv auf die körperlichen Empfindungen des Gehens, den Atem oder die Sinneseindrücke der Umgebung gelenkt.
  • Reaktion: Gedanken, die aufkommen, werden zwar wahrgenommen, aber wie Wolken am Himmel vorbeiziehen gelassen, ohne sich in ihnen zu verstricken.

Infografik: Der Unterschied zwischen einem Spaziergang und Gehmeditation.

 

Die Wirkung der Gehmeditation auf Körper und Geist

Die regelmäßige Praxis der Gehmeditation entfaltet ihre Wirkung auf mehreren Ebenen. Sie ist nicht nur ein mentales Training, sondern auch eine Wohltat für den Körper. Indem du die Verbindung zwischen Geist und Körper stärkst, schaffst du eine solide Basis für mehr Gelassenheit und Wohlbefinden im täglichen Leben. Einer der spürbarsten Effekte ist der Abbau von akutem Stress und nervöser Energie.

Die langsame, bewusste Bewegung hilft, das Nervensystem zu regulieren und aus dem „Kampf-oder-Flucht“-Modus in einen Zustand der Ruhe und Erholung zu wechseln. Anders als bei reinen Denk-Übungen wird der Körper direkt einbezogen, was es erleichtert, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen. Studien untermauern diese Erfahrung: So zeigte eine Untersuchung, dass bereits kurze Einheiten von Gehmeditation im Freien zu einer messbaren Reduzierung des Stresshormons Cortisol und einer Verbesserung der psychischen Verfassung führen.

  • Verbesserte Körperwahrnehmung: Du lernst, die Signale deines Körpers feiner wahrzunehmen und entwickelst ein besseres Gefühl für Haltung und Bewegung.
  • Geistige Klarheit: Indem du deine Aufmerksamkeit bündelst, trainierst du deinen „Fokusmuskel“. Das hilft dir, dich auch im Alltag besser zu konzentrieren und klare Gedanken zu fassen.
  • Emotionale Balance: Die Praxis fördert eine Haltung der nicht-wertenden Akzeptanz gegenüber aufkommenden Gedanken und Gefühlen, was zu größerer emotionaler Stabilität führt.

 

Anleitung zur Gehmeditation: Dein erster Schritt zur Achtsamkeit

Das Schöne an der Gehmeditation ist ihre Einfachheit. Du benötigst keine spezielle Ausrüstung und kannst sofort loslegen. Die folgende Anleitung hilft dir, deine ersten bewussten Schritte zu machen und die Technik als eine der wertvollsten Achtsamkeitsübungen für dich zu entdecken.

 

Schritt 1: Die Vorbereitung

Suche dir einen Ort, an dem du für ein paar Minuten ungestört gehen kannst. Das kann ein Flur in deiner Wohnung, ein Gartenweg oder ein ruhiger Pfad im Park sein. Eine Strecke von 5 bis 10 Metern, die du auf und ab gehen kannst, ist bereits ausreichend. Nimm dir für den Anfang nur 5 bis 10 Minuten Zeit. Es geht nicht um die Dauer, sondern um die Qualität der Aufmerksamkeit.

 

Schritt 2: Die Praxis des bewussten Gehens

Stelle dich an den Anfang deiner Strecke. Schließe für einen Moment die Augen und nimm ein paar tiefe Atemzüge. Spüre den Boden unter deinen Füßen und deine aufrechte Haltung. Öffne die Augen, senke deinen Blick leicht und richte ihn ein paar Meter vor dir auf den Boden, ohne etwas Bestimmtes zu fixieren.

Beginne nun, extrem langsam zu gehen. Hebe einen Fuß und spüre die Bewegung. Nimm wahr, wie die Ferse den Boden berührt, wie die Sohle abrollt und wie sich das Gewicht verlagert. Sei vollständig bei dieser Empfindung. Mache den nächsten Schritt mit der gleichen Achtsamkeit. Dein Atem kann dabei ganz natürlich fließen oder du synchronisierst ihn mit deinen Schritten, zum Beispiel einatmen bei einem Schritt, ausatmen beim nächsten.

Am Ende deiner Strecke angekommen, halte kurz inne. Drehe dich bewusst um und gehe in die andere Richtung zurück. Deine Gedanken werden abschweifen – das ist völlig normal. Bemerke es freundlich, ohne dich zu kritisieren, und bringe deine Aufmerksamkeit sanft zurück zu den Empfindungen in deinen Füßen.

 

Schritt 3: Der Abschluss

Wenn deine vorgesehene Zeit abgelaufen ist, bleibe noch einmal für einen Moment stehen. Schließe die Augen und spüre nach. Wie fühlt sich dein Körper jetzt an? Wie ist der Zustand deines Geistes? Nimm die Wirkung wahr, bevor du wieder in deine Alltagsaktivitäten übergehst. Viele weitere Ansätze zum Meditation lernen findest du in unserem umfassenden Guide.

Eine Person praktiziert Gehmeditation in der eigenen Wohnung.

 

Gehmeditation im Alltag: Tipps für mehr Präsenz

Die formale Praxis ist die Basis, doch die wahre Kraft der Gehmeditation entfaltet sich, wenn du sie in dein tägliches Leben integrierst. Jeder Gang kann zu einer kleinen Oase der Ruhe werden, die dir hilft, effektiv Yoga gegen Stress zu praktizieren, ohne eine Matte auszurollen.

  • Auf dem Weg zur Arbeit: Nutze den Gang zur Bushaltestelle oder vom Parkplatz ins Büro. Konzentriere dich für nur eine Minute auf 10-20 bewusste Schritte.
  • In der Mittagspause: Statt am Schreibtisch zu essen, gehe ein paar Minuten an der frischen Luft. Das hilft nicht nur der Verdauung, sondern klärt auch den Kopf.
  • Beim Warten: Ob in der Supermarktschlange oder beim Warten auf den Zug – anstatt zum Handy zu greifen, spüre den Kontakt deiner Füße zum Boden und nimm deinen Atem wahr.
  • Barfuß gehen: Wenn möglich, praktiziere barfuß auf verschiedenen Untergründen (Gras, Sand, Holzboden). Das intensiviert die Sinneseindrücke und erdet dich auf eine ganz besondere Weise.

 

Fazit: Jeder Schritt ist ein Ankommen

Gehmeditation ist mehr als eine Übung; sie ist eine Haltung. Sie lehrt uns, dass wir nicht stillsitzen müssen, um zur Ruhe zu kommen. Indem wir eine alltägliche Handlung mit bewusster Aufmerksamkeit füllen, bauen wir eine Brücke zwischen formeller Praxis und dem lebendigen Alltag. Sie ist ein perfekter Einstieg in die Welt der Achtsamkeit & Meditation und ein kraftvolles Werkzeug, um Gelassenheit und Klarheit zu kultivieren – Schritt für Schritt.

Probiere es aus. Nimm dir noch heute fünf Minuten Zeit. Gehe nicht, um irgendwo anzukommen, sondern um ganz bei dir zu sein. Du wirst überrascht sein, wie viel Frieden in einem einzigen, bewussten Schritt liegen kann.

 

Häufig gestellte Fragen

Wie schnell sollte ich bei der Gehmeditation gehen?

Praktiziere deutlich langsamer als bei einem normalen Spaziergang. Das Tempo sollte so gewählt sein, dass du jede einzelne Phase der Bewegung – vom Heben bis zum Absetzen des Fußes – bewusst wahrnehmen kannst. Qualität geht hier klar vor Geschwindigkeit.

Kann ich Gehmeditation auch mit Musik machen?

Für den Anfang ist es empfehlenswert, ohne Musik zu praktizieren, um die Aufmerksamkeit voll auf die Körperempfindungen und die Umgebungsgeräusche zu richten. Fortgeschrittene können experimentieren, sollten aber darauf achten, dass die Musik nicht zur Ablenkung wird, sondern die meditative Haltung unterstützt.

Was mache ich, wenn meine Gedanken ständig abschweifen?

Das ist ein natürlicher Teil jeder Meditationspraxis und kein Grund zur Sorge. Bemerke einfach, wohin deine Gedanken gewandert sind, und lenke deine Aufmerksamkeit sanft und ohne Urteil zurück zu den Empfindungen des Gehens. Jeder Moment, in dem du dies bemerkst, ist ein erfolgreicher Moment der Achtsamkeit.

Wie lange sollte eine Gehmeditation dauern?

Beginne mit kurzen Einheiten von 5 bis 10 Minuten, um eine Routine zu etablieren. Mit der Zeit kannst du die Dauer langsam auf 15, 20 oder mehr Minuten ausdehnen, je nachdem, was sich für dich gut anfühlt. Auch wenige bewusste Schritte im Alltag sind bereits eine wertvolle Praxis.