Der Lotussitz, auf Sanskrit Padmasana, ist wohl eine der bekanntesten Yoga-Haltungen überhaupt. Er ist das Sinnbild für Meditation, Stille und Erleuchtung. Doch der Weg in diese fortgeschrittene Asana ist für die meisten eine lange Reise, die Geduld, Respekt für den eigenen Körper und viel Übung erfordert. Diese Haltung ist kein Ziel, das es zu erzwingen gilt, sondern ein Ausdruck von Offenheit in den Hüften und innerer Ruhe.
* Er schafft eine stabile Basis für Meditation und Pranayama-Übungen.
* Die Asana erfordert eine hohe Flexibilität in den Hüft-, Knie- und Fußgelenken.
* Sicherheit ist oberstes Gebot: Schmerzen im Knie sind ein absolutes Stoppsignal.
* Vorbereitende Übungen und Variationen wie der halbe Lotussitz sind entscheidend.
Was ist der Lotussitz und wofür steht er?
Beim Padmasana werden die Beine so überkreuzt, dass die Füße auf den jeweils gegenüberliegenden Oberschenkeln ruhen. Die aufrechte Wirbelsäule und die stabile Basis erden den Körper und beruhigen den Geist. Der Name leitet sich von „Padma“ (Lotos) und „Asana“ (Haltung) ab. Die Lotosblume wächst aus dem Schlamm empor und erblüht an der Wasseroberfläche in reiner Schönheit – ein starkes Symbol für Reinheit, Wiedergeburt und spirituelles Erwachen.
Diese Haltung ist mehr als nur eine körperliche Übung; sie ist ein Werkzeug, um den Energiefluss im Körper zu harmonisieren und den Geist auf eine tiefe Konzentration vorzubereiten. Sie gehört zu den grundlegenden Sitzhaltungen für fortgeschrittene Meditationspraktiken.
Die Wirkung von Padmasana auf Körper und Geist
Die korrekte und regelmäßige Praxis des Lotussitzes bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Diese zeigen sich auf körperlicher, geistiger und energetischer Ebene.
- Körperliche Vorteile: Die intensive Außenrotation in der Hüfte dehnt die tiefen Hüftrotatoren und die Gesäßmuskulatur. Gleichzeitig werden Knie und Knöchel flexibler. Die Haltung fördert eine aufrechte und gesunde Körperhaltung, was die Bauchorgane stimuliert und die Verdauung unterstützt.
- Geistige Vorteile: Die stabile und symmetrische Position hat eine stark beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Der Geist wird klar und fokussiert, was die Konzentrationsfähigkeit steigert. Padmasana gilt als ideale Vorbereitung, um in einen Zustand tiefer Meditation einzutreten.
- Energetische Vorteile: Der Lotussitz hilft, den Energiefluss (Prana) im Körper zu lenken und aufsteigende Energien zu fördern. Er stabilisiert das Fundament und wirkt besonders auf die unteren Chakren, wie das Wurzelchakra.
Anleitung: Dein sicherer Weg in den Lotussitz
Der Schlüssel zum Lotussitz ist Geduld. Erzwinge niemals etwas und höre genau auf die Signale deines Körpers, insbesondere deiner Knie. Die Rotation muss immer aus dem Hüftgelenk kommen, nicht aus dem Knie.
Vorbereitende Übungen
Beginne deine Praxis immer mit Aufwärmübungen. Besonders geeignet sind hüftöffnende Haltungen. Übe regelmäßig den Schneidersitz (Sukhasana), um deine Hüften an die Außenrotation zu gewöhnen. Auch die Taube oder das Nadelöhr im Liegen sind exzellente Vorbereitungen.
Schritt-für-Schritt in die Haltung
- Schritt 1: Setze dich auf deine Matte in die Stockhaltung (Dandasana) mit ausgestreckten Beinen und geradem Rücken.
- Schritt 2: Beuge dein rechtes Knie und bringe den rechten Fuß nahe an deinen Körper. Greife den Fuß mit beiden Händen und lege ihn sanft so hoch wie möglich in deine linke Leiste. Die Fußsohle zeigt nach oben. Dein Knie sollte dabei entspannt Richtung Boden sinken.
- Schritt 3: Nun beuge dein linkes Bein. Führe den linken Fuß über dein rechtes Schienbein und platziere ihn in deiner rechten Leiste. Auch hier zeigt die Fußsohle nach oben.
- Schritt 4: Deine Knie sollten nun möglichst nah am Boden sein. Richte deine Wirbelsäule auf, entspanne die Schultern und lege deine Hände in einem Mudra deiner Wahl auf die Knie.
- Schritt 5: Atme tief und gleichmäßig. Bleibe nur so lange in der Position, wie es sich für dich gut anfühlt. Löse die Haltung langsam auf und wechsle anschließend die Seite.

Häufige Fehler und wichtige Sicherheitshinweise
Der häufigste Fehler ist Ungeduld. Wer die Haltung erzwingt, riskiert ernsthafte Verletzungen, vor allem am Knie. Das Kniegelenk ist ein Scharniergelenk und nicht für starke Rotationen ausgelegt.
Jeder Schmerz, besonders ein stechender Schmerz im Knie, ist ein klares Zeichen, die Haltung sofort zu verlassen. Wie die Apotheken Umschau betont, sollten Knieschmerzen immer ernst genommen werden, da sie auf Schäden an Menisken oder Bändern hindeuten können. Ein runder Rücken ist ebenfalls ein häufiges Problem. Nutze ein Kissen oder eine gefaltete Decke, um dein Becken zu erhöhen und die Aufrichtung zu erleichtern.
Alternativen, wenn der Lotussitz noch nicht gelingt
Es ist keine Schande, wenn der volle Lotussitz nicht möglich ist. Die Anatomie jedes Menschen ist unterschiedlich. Zum Glück gibt es hervorragende Alternativen, die ähnliche Vorteile bieten:
- Halber Lotussitz (Ardha Padmasana): Hier wird nur ein Fuß auf dem gegenüberliegenden Oberschenkel platziert, während der andere unter dem Oberschenkel liegt.
- Der einfache Sitz (Sukhasana): Besser bekannt als Schneidersitz, ist dies die zugänglichste und sicherste Variante für die meisten Menschen.
- Der Heldensitz (Virasana): Eine kniende Haltung, die ebenfalls eine gute Basis für die Meditation schafft und die Oberschenkel dehnt.
Fazit: Der Lotussitz als Reise, nicht als Ziel
Padmasana ist eine kraftvolle Asana, die weit über das Körperliche hinausgeht. Sie lehrt uns Geduld, Akzeptanz und Achtsamkeit. Betrachte den Lotussitz nicht als ein Ziel, das du erreichen musst, sondern als einen Begleiter auf deinem Yoga-Weg. Der wahre Wert liegt nicht in der Perfektion der Haltung, sondern in der Hingabe und dem Respekt, den du deinem Körper auf dem Weg dorthin entgegenbringst.
Häufig gestellte Fragen
Ist der Lotussitz gefährlich?
Ja, der Lotussitz kann gefährlich für die Knie sein, wenn er ohne ausreichende Hüftflexibilität erzwungen wird. Schmerzen sind ein absolutes Stoppsignal. Praktiziere immer achtsam und unter Anleitung, wenn du unsicher bist.
Wie lange sollte ich den Lotussitz halten?
Beginne mit wenigen Atemzügen und steigere die Dauer langsam, sobald du dich absolut wohlfühlst. In der Meditation wird die Haltung oft für längere Zeiträume gehalten, was jedoch jahrelange Praxis erfordert.
Welche Muskeln dehnt der Lotussitz?
Padmasana dehnt intensiv die äußeren Hüftmuskeln (Abduktoren und Außenrotatoren), die Gesäßmuskulatur und die Muskeln rund um die Knie- und Sprunggelenke. Zudem wird der Quadrizeps leicht gedehnt.
Kann jeder den Lotussitz lernen?
Nein, nicht jeder kann den vollen Lotussitz schmerzfrei ausführen. Individuelle anatomische Gegebenheiten des Hüftgelenks können die Haltung unmöglich machen. Das ist völlig normal und kein Zeichen mangelnder Fähigkeit.


