Setu Bandha Sarvangasana, besser bekannt als die Schulterbrücke, ist eine der zugänglichsten und zugleich wirkungsvollsten Rückbeugen im Yoga. Diese Asana stärkt nicht nur den gesamten Rücken und die Beinmuskulatur, sondern wirkt auch wie ein sanfter Muntermacher für Körper und Geist. Sie öffnet den Brustkorb, dehnt die Körpervorderseite und kann helfen, Stress und leichte depressive Verstimmungen abzubauen.
In diesem Artikel führen wir dich Schritt für Schritt durch die Ausführung der Schulterbrücke, zeigen dir die vielfältigen Wirkungen auf und geben dir Tipps, wie du häufige Fehler vermeidest. Egal, ob du gerade erst mit Yoga beginnst oder deine Praxis vertiefen möchtest – die Schulterbrücke ist eine wertvolle Bereicherung für deine Routine.
* Hauptvorteile: Stärkt Rücken, Gesäß und Oberschenkel; dehnt Brust, Nacken und Wirbelsäule; kann die Stimmung heben.
* Fokus: Aktivierung der Körperrückseite, Öffnung der Körpervorderseite.
* Schwierigkeit: Anfänger bis Mittelstufe.
Was bedeutet Setu Bandha Sarvangasana?
Wie viele Yoga-Posen hat auch diese einen Namen aus dem Sanskrit, der ihre Form und Funktion beschreibt. Eine wörtliche Übersetzung hilft, das Wesen der Übung zu verstehen:
- Setu (सेतु): bedeutet „Brücke“ oder „Damm“.
- Bandha (बन्ध): heißt „binden“, „halten“ oder „verschließen“.
- Sarvanga (सर्वाङ्ग): setzt sich aus „Sarva“ (alle) und „Anga“ (Glieder) zusammen und meint „alle Glieder“ oder den „ganzen Körper“.
Zusammengesetzt beschreibt der Name also den „Bau einer Brücke mit allen Gliedern“. Dein Körper formt eine Brücke, die vom Fundament deiner Füße und Schultern getragen wird. Diese Asana gehört zur Familie der Yoga Herzöffner und Rückbeugen, die gezielt den Brustbereich weiten.
Die positiven Wirkungen der Schulterbrücke
Die regelmäßige Praxis von Setu Bandha Sarvangasana bietet eine Fülle von Vorteilen für deinen Körper und dein Wohlbefinden. Sie ist weit mehr als nur eine Kräftigungsübung für den Rücken.
- Kräftigung der Muskulatur: Die Pose stärkt gezielt die Gesäßmuskeln (Gluteus), die hintere Oberschenkelmuskulatur und die gesamte Rückenmuskulatur, was die Haltung verbessert.
- Dehnung der Körpervorderseite: Brust, Nacken und die Wirbelsäule werden sanft gedehnt. Das schafft Raum und kann Verspannungen lösen, die durch langes Sitzen entstehen.
- Stimulierung der Organe: Durch die Anhebung des Beckens werden die Bauchorgane wie Leber, Milz und Nieren massiert und die Verdauung angeregt.
- Energetische Wirkung: Die Öffnung des Brustraums aktiviert das Herzchakra (Anahata), was Gefühle von Offenheit und Mitgefühl fördern kann. Zudem wirkt die Pose belebend und kann Müdigkeit vertreiben.
- Stressreduktion: Sanfte Rückbeugen haben eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Eine Studie im *Journal of Alternative and Complementary Medicine* belegt, dass regelmäßige Yoga-Praxis, die Rückbeugen einschließt, die Stimmung signifikant verbessern und Symptome von Depressionen lindern kann.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: So übst du Setu Bandha Sarvangasana richtig
Eine korrekte Ausrichtung ist entscheidend, um die vollen Vorteile der Schulterbrücke zu erfahren und Verletzungen zu vermeiden. Folge diesen Schritten für eine sichere Praxis.
1. Die Ausgangsposition
Lege dich flach auf den Rücken. Deine Arme liegen entspannt neben dem Körper, die Handflächen zeigen nach unten. Stelle deine Füße hüftbreit und parallel zueinander auf, sodass du mit deinen Fingerspitzen gerade so deine Fersen berühren kannst. Dein Nacken ist lang und entspannt.
2. Der Aufbau der Brücke
Atme tief ein. Mit der Ausatmung drücke deine Füße und Arme fest in den Boden und beginne, dein Becken Wirbel für Wirbel langsam vom Boden zu heben. Schiebe dein Steißbein in Richtung deiner Kniekehlen, um den unteren Rücken lang zu halten. Hebe deine Hüfte so hoch, bis deine Oberschenkel etwa parallel zum Boden sind. Deine Knie sollten direkt über deinen Fersen bleiben.
3. Die Haltung halten
Bringe deine Schulterblätter unter deinem Rücken enger zusammen. Du kannst deine Hände unter dem Becken verschränken und die Arme in den Boden drücken, um den Brustkorb noch weiter zu öffnen. Halte die Gesäßmuskulatur aktiv, aber nicht verkrampft. Atme ruhig und gleichmäßig in deinen Bauch und Brustkorb. Bleibe für 5 bis 10 Atemzüge in der Haltung.
4. Das Auflösen der Pose
Löse die Hände, falls du sie verschränkt hattest. Atme aus und rolle deine Wirbelsäule langsam und kontrolliert Wirbel für Wirbel wieder auf die Matte ab, beginnend beim oberen Rücken. Das Becken kommt als Letztes am Boden an. Spüre einen Moment in der Rückenlage nach.

Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
- Fehler: Die Knie fallen nach außen. Dies belastet die Gelenke. Korrektur: Stelle dir vor, du hältst einen Block zwischen den Oberschenkeln. Halte die Innenkanten deiner Füße parallel und drücke sie aktiv in den Boden.
- Fehler: Das Becken sinkt ab. Die Kraft kommt nicht aus dem Rücken, sondern aus den Beinen und dem Gesäß. Korrektur: Aktiviere deine Gesäßmuskeln bewusst und schiebe die Hüfte aktiv nach oben. Drücke die Füße fest in die Matte.
- Fehler: Zu viel Gewicht auf dem Nacken. Der Nacken sollte frei von Druck sein. Korrektur: Verlagere das Gewicht auf deine Schultern, Arme und Füße. Halte den Hinterkopf sanft am Boden, ohne ihn hineinzupressen.
- Fehler: Den Atem anhalten. Dies erzeugt unnötige Spannung. Korrektur: Atme tief und gleichmäßig weiter. Der Atem hilft dir, die Pose zu halten und zu vertiefen.
Variationen für Anfänger und Fortgeschrittene
Die Schulterbrücke lässt sich wunderbar an dein individuelles Level anpassen.
Variante für Anfänger: Unterstützte Schulterbrücke
Wenn dir das Halten der Pose schwerfällt, platziere einen Yogablock oder ein festes Kissen unter deinem Kreuzbein (dem flachen Knochen am Ende der Wirbelsäule). So kannst du das Gewicht abgeben und die Dehnung im Brustkorb länger und passiver genießen. Dies ist eine wunderbar restorative Variante.
Variante für Fortgeschrittene: Eka Pada Setu Bandhasana
Für eine größere Herausforderung in Kraft und Stabilität: Komme in die klassische Schulterbrücke. Atme ein und strecke dann langsam ein Bein gerade nach oben zur Decke. Deine Hüften bleiben dabei auf einer Höhe. Halte für einige Atemzüge, setze den Fuß wieder ab und wechsle die Seite. Diese Variante intensiviert die Arbeit der Standbein- und Gesäßmuskulatur.
Kontraindikationen: Wann solltest du die Schulterbrücke meiden?
Obwohl Setu Bandhasana viele Vorteile hat, ist die Übung nicht für jeden und in jeder Situation geeignet. Bei folgenden Beschwerden solltest du auf die Pose verzichten oder sie nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder erfahrenen Yogalehrer üben:
- Akute Nacken- oder Schulterverletzungen
- Schwere Knieprobleme
- Akute Bandscheibenvorfälle
- Im letzten Drittel der Schwangerschaft
Höre immer auf die Signale deines Körpers. Schmerz ist ein klares Zeichen, die Haltung zu verlassen oder anzupassen.
Fazit: Eine Brücke zu mehr Wohlbefinden
Setu Bandha Sarvangasana ist eine kraftvolle und dennoch zugängliche Asana, die Stärke aufbaut, den Körper öffnet und den Geist beruhigt. Sie ist eine perfekte Ergänzung für jede Yogapraxis, um die Körperrückseite zu aktivieren und die Vorderseite sanft zu dehnen. Indem du diese Yoga Brücke regelmäßig in deine Routine integrierst, baust du nicht nur körperliche Resilienz auf, sondern schaffst auch eine Brücke zu innerer Ruhe und Offenheit.
Häufig gestellte Fragen
Wie lange sollte ich die Schulterbrücke halten?
Für Anfänger sind 30 Sekunden oder 5 tiefe Atemzüge ein guter Richtwert. Fortgeschrittene können die Pose bis zu einer Minute halten. Achte darauf, dass deine Ausrichtung stabil und dein Atem fließend bleibt.
Welcher Muskel wird bei Setu Bandha Sarvangasana hauptsächlich beansprucht?
Die Hauptarbeit leisten die Gesäßmuskeln (Gluteus maximus) und die hintere Oberschenkelmuskulatur (ischiocrurale Muskulatur). Zusätzlich wird die Rückenstreckermuskulatur entlang der Wirbelsäule aktiviert und gestärkt.
Ist die Schulterbrücke gut bei Rückenschmerzen?
Ja, die Schulterbrücke kann bei unspezifischen, leichten Rückenschmerzen helfen, da sie die stützende Rumpf- und Gesäßmuskulatur stärkt. Bei akuten Schmerzen oder einem Bandscheibenvorfall solltest du jedoch vorher ärztlichen Rat einholen.


