Der Kopfstand, im Sanskrit *Shirshasana* genannt, ist eine der bekanntesten Yoga-Übungen. Er weckt eine Mischung aus Faszination und Respekt. Viele Yogis träumen davon, die Welt einmal auf den Kopf zu stellen und die beeindruckende Haltung zu meistern. Doch der Weg dorthin erfordert mehr als nur Mut – er verlangt nach Technik, Geduld und einer gesunden Portion Selbstwahrnehmung.
Dieser Artikel ist dein verlässlicher Begleiter. Wir zeigen dir, wie du den Kopfstand Schritt für Schritt sicher erlernst, welche Vorübungen dich optimal vorbereiten und worauf du achten musst, um deinen Nacken zu schützen. Mit der richtigen Anleitung wird aus dem fernen Traum eine erreichbare Realität.
- Der Kopfstand (Shirshasana) ist eine fortgeschrittene Umkehrhaltung mit zahlreichen körperlichen und mentalen Vorteilen.
- Sicherheit ist oberstes Gebot: Eine stabile Schulter- und Nackenmuskulatur sind die Grundvoraussetzung.
- Geduld und ein schrittweises Vorgehen mit gezielten Vorbereitungsübungen sind der Schlüssel zum Erfolg.
- Übe anfangs immer in der Nähe einer Wand und höre genau auf die Signale deines Körpers.
- Bei bestimmten gesundheitlichen Beschwerden wie Bluthochdruck oder Nackenproblemen ist der Kopfstand nicht geeignet.
Warum Shirshasana als „Königin der Asanas“ gilt
Der Kopfstand trägt seinen majestätischen Titel nicht ohne Grund. Als eine der zentralen Yoga Umkehrhaltungen kehrt er die gewohnte Wirkung der Schwerkraft auf deinen Körper um. Das Blut fließt vermehrt zum Kopf, was die Gehirnfunktion und Konzentration fördern soll. Gleichzeitig wird die Rumpfmuskulatur intensiv gekräftigt, da sie den Körper in der Schwebe stabilisieren muss.
Auf mentaler Ebene fordert und fördert Shirshasana gleichermaßen. Die Haltung verlangt Fokus und beruhigt den Geist. Das Gefühl, die Balance zu finden und zu halten, stärkt das Selbstvertrauen ungemein. Viele Praktizierende berichten von einem Gefühl der Klarheit und inneren Ruhe nach der Übung. Eine Studie im International Journal of Yoga belegt, dass regelmäßige Yogapraxis die Lebensqualität spürbar verbessern kann.
Bist du bereit für den Kopfstand? Ein Realitätscheck
Bevor du dich an den Kopfstand wagst, ist eine ehrliche Selbsteinschätzung wichtig. Diese Asana ist nicht für jeden und nicht für jeden Tag geeignet. Die wichtigste Voraussetzung ist eine gut ausgebildete Schulter- und Armmuskulatur, da diese den Großteil des Gewichts trägt – nicht der Kopf oder Nacken.
Höre auf deinen Körper und verzichte auf den Kopfstand bei folgenden Kontraindikationen:
- Hoher Blutdruck
- Herzbeschwerden
- Akute Nacken-, Schulter- oder Rückenverletzungen
- Erhöhter Augeninnendruck (Glaukom)
- Schwangerschaft
- Starke Kopfschmerzen oder Migräne

Schritt-für-Schritt-Anleitung: So lernst du den Kopfstand sicher
Geduld ist dein bester Freund. Gehe die Schritte langsam durch und wiederhole sie regelmäßig, bevor du zur nächsten Stufe übergehst.
1. Die Vorbereitung: Stärke aufbauen
Stärke deine Basis mit vorbereitenden Übungen. Der Delfin ist hierfür ideal, da er die Schultern kräftigt und dich an die Position gewöhnt. Auch der Herabschauende Hund ist eine wunderbare Vorbereitung, um Kraft in den Armen aufzubauen und die Körperrückseite zu dehnen.
2. Das Fundament schaffen: Arme und Kopf positionieren
Komme in den Vierfüßlerstand. Greife deine gegenüberliegenden Ellenbogen, um den korrekten Abstand zu finden. Lege dann deine Unterarme auf der Matte ab und verschränke die Finger zu einer stabilen Schale. Platziere den obersten Punkt deines Schädels auf der Matte, sodass dein Hinterkopf sanft in deinen Händen ruht. Dein Nacken sollte lang bleiben.
3. Der Weg nach oben: Beine heben
Drücke deine Unterarme fest in die Matte, um Gewicht vom Kopf zu nehmen. Strecke deine Beine und laufe mit den Füßen so nah wie möglich in Richtung deiner Arme. Hebe nun ein Knie zur Brust und dann das andere. Verweile hier in der „Päckchen“-Position und finde deine Balance. Springe auf keinen Fall nach oben!
4. Oben ankommen und halten
Aus der Päckchen-Position streckst du deine Beine langsam und kontrolliert nach oben zur Decke. Aktiviere deine Rumpfmuskulatur, indem du den Bauchnabel zur Wirbelsäule ziehst. Deine Füße sind aktiv, dein Atem fließt ruhig und gleichmäßig. Halte die Position anfangs nur für wenige Sekunden.
5. Der sichere Abstieg und Ausgleich
Der Abstieg ist genauso wichtig wie der Aufstieg. Bringe deine Knie langsam wieder zur Brust und setze die Füße kontrolliert auf der Matte ab. Ruhe dich danach für mehrere Atemzüge in der Stellung des Kindes (Balasana) aus, um den Nacken zu entspannen und den Kreislauf zu normalisieren.
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Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
- Zu viel Gewicht auf dem Kopf: Der häufigste Fehler. Drücke deine Unterarme und Handgelenke aktiv in den Boden, um den Nacken zu entlasten. Etwa 90% des Gewichts sollten auf den Armen liegen.
- Unkontrolliertes Hochspringen: Dies führt zu Instabilität und einem hohen Verletzungsrisiko. Nutze deine Bauchmuskeln, um die Beine langsam und mit Kraft zu heben.
- Bananenrücken (starkes Hohlkreuz): Ein Zeichen für fehlende Rumpfspannung. Ziehe die unteren Rippen nach innen und aktiviere deinen Core, um eine gerade Linie zu bilden.
- Atem anhalten: Ein fließender Atem versorgt deine Muskeln mit Sauerstoff und beruhigt das Nervensystem. Atme tief und gleichmäßig durch die Nase.
Wenn du den Kopfstand beherrschst, kannst du deine Praxis mit anderen Umkehrhaltungen wie dem Schulterstand (Sarvangasana) oder dem anspruchsvollen Unterarmstand (Pincha Mayurasana) erweitern.
Fazit: Der Kopfstand ist eine Reise, kein Ziel
Den Yoga Kopfstand zu lernen ist ein Prozess, der dich lehrt, auf deinen Körper zu hören und deine eigenen Grenzen zu respektieren. Es geht nicht darum, die perfekte Pose sofort zu erreichen. Vielmehr liegt der Wert in der achtsamen Vorbereitung, dem geduldigen Üben und dem Vertrauen in die eigene Kraft. Jeder kleine Fortschritt ist ein Erfolg. Genieße die neue Perspektive – auf der Matte und im Leben.
Häufig gestellte Fragen
Wie lange sollte ich den Kopfstand halten?
Beginne mit wenigen Sekunden, etwa 3-5 Atemzüge. Mit zunehmender Kraft und Sicherheit kannst du die Haltedauer langsam auf bis zu 3-5 Minuten steigern. Qualität geht hier immer vor Quantität.
Ist der Kopfstand gefährlich für den Nacken?
Bei falscher Ausführung oder bestehenden Nackenproblemen birgt der Kopfstand Risiken. Wenn du jedoch sicherstellst, dass das Gewicht primär auf den Unterarmen lastet und der Nacken lang bleibt, minimierst du die Gefahr.
Kann ich den Kopfstand jeden Tag üben?
Sobald du die Haltung sicher beherrschst, kannst du sie in deine tägliche Praxis integrieren. Höre jedoch immer auf deinen Körper und pausiere, wenn du dich müde fühlst, Kopfschmerzen hast oder während der Menstruation.


