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Bhakti Yoga: Finde durch Hingabe zu dir selbst

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Claudia

Zertifizierte Yoga-Lehrerin seit 2018
Praktiziert seit 2010

Inhalt

Du rollst regelmäßig deine Matte aus, kennst den herabschauenden Hund und den Sonnengruß im Schlaf. Doch manchmal, nach einer schweißtreibenden Asana-Praxis, spürst du eine leise Sehnsucht nach mehr. Eine Suche nach einer Verbindung, die tiefer geht als die Dehnung deiner Muskeln. Wenn du dieses Gefühl kennst, bist du hier genau richtig.

Die westliche Welt verbindet Yoga oft primär mit körperlichen Übungen. Doch das ist nur ein kleiner Ausschnitt eines riesigen, spirituellen Systems. Hier setzt Bhakti Yoga an – der Weg des Herzens, der Hingabe und der bedingungslosen Liebe. Es ist ein Pfad, der dich einlädt, dein Herz zu öffnen und eine tiefe, emotionale Beziehung zum Leben, zu dir selbst und zum Universum aufzubauen.

Auf einen Blick
  • Bhakti Yoga ist der Pfad der Hingabe und emotionalen Verbindung, einer der vier Hauptwege im klassischen Yoga.
  • Der Fokus liegt nicht auf körperlichen Haltungen (Asanas), sondern auf Praktiken wie Gesang (Kirtan), Mantras (Japa) und Ritualen.
  • Das Ziel ist die Erfahrung von Einheit und Liebe, frei von Ego und persönlichen Erwartungen.
  • Bhakti ist ein sehr zugänglicher Weg, der keine Vorkenntnisse erfordert – nur ein offenes Herz.

 

Was genau ist Bhakti Yoga? Eine Definition

Bhakti Yoga wird aus dem Sanskrit als der „Yoga der Hingabe“ oder „Yoga der Liebe“ übersetzt. Es ist ein spiritueller Pfad, der darauf abzielt, durch liebende Hingabe an eine höhere Kraft – sei es Gott, das Universum oder das Göttliche in dir – eine tiefe Verbindung und letztendlich Befreiung (Moksha) zu erlangen. Es geht darum, jede Handlung, jeden Gedanken und jedes Gefühl in einen Akt der Liebe zu verwandeln.

In den alten Schriften, wie der Bhagavad Gita, wird dieser Weg als einer der vier Hauptpfade zur Selbsterkenntnis beschrieben. Neben Bhakti Yoga (Weg der Hingabe) stehen Jnana Yoga (Weg des Wissens), Karma Yoga (Weg des selbstlosen Handelns) und Raja Yoga (der „königliche“ Weg der Meditation und Gedankenkontrolle).

Infografik der vier Hauptpfade im Yoga: Bhakti, Jnana, Karma und Raja.

Das Schöne am Bhakti Yoga ist seine universelle Zugänglichkeit. Während der Jnana-Pfad intensive Studien erfordert und Hatha Yoga (ein Teil des Raja Yoga) körperliche Disziplin verlangt, ist die einzige Voraussetzung für Bhakti ein aufrichtiger Wunsch nach Verbindung. Es ist der direkteste Weg zum Herzen und spricht unsere emotionale und gefühlvolle Seite an.

 

Die 9 Formen der Hingabe: Navadvidha Bhakti

Wie sieht diese Hingabe in der Praxis aus? Es geht nicht darum, passiv dazusitzen und auf Erleuchtung zu warten. Bhakti ist eine aktive Praxis. Im alten Text „Bhagavata Purana“ werden neun verschiedene Wege beschrieben, wie Hingabe kultiviert werden kann. Diese sind keine starren Regeln, sondern liebevolle Einladungen. Finde heraus, welche davon sich für dich am natürlichsten anfühlen.

Du musst nicht sofort alle neun Formen praktizieren. Oft zieht uns eine ganz besonders an und dient als Tor zum Pfad der Hingabe. Sie sind weniger eine Checkliste als vielmehr ein bunter Blumenstrauß an Möglichkeiten, deine Verbindung zu vertiefen. Bhakti Yoga ist, wie viele andere Yoga-Arten, ein sehr persönlicher Weg. Schau, welche Praxis mit dir resoniert.

 

1. Shravana (Das Hören)

Beginne, indem du lauschst. Höre Geschichten über das Göttliche, spirituelle Vorträge oder einfach nur die heiligen Klänge von Mantras. In unserer lauten Welt ist bewusstes Zuhören eine kraftvolle Form der Zuwendung und ein erster Schritt, den Geist auf etwas Höheres auszurichten.

 

2. Kirtana (Das Singen)

Gib deiner Stimme Kraft. Kirtan ist das gemeinsame Singen von Mantras und spirituellen Liedern. Es geht nicht um Perfektion, sondern um den Ausdruck deines Herzens. Das Chanten in einer Gruppe erzeugt eine unglaublich starke, verbindende Energie, die dich sofort in einen Zustand der Freude versetzen kann.

 

3. Smarana (Das Erinnern)

Trage das Gefühl der Verbundenheit in deinen Alltag. Smarana bedeutet, sich immer wieder an das Göttliche zu erinnern – sei es durch ein Mantra, das du leise wiederholst, ein Bild oder einfach nur einen bewussten Gedanken, der dich zurück in den gegenwärtigen Moment holt.

 

4. Pada Sevana (Der Dienst)

Dieser Weg bedeutet, „zu Füßen zu dienen“. Es ist eine Einladung, die Hingabe durch praktischen Dienst an der Welt auszudrücken. Dies kann ehrenamtliche Arbeit sein oder die liebevolle Pflege deiner Liebsten – eine Praxis, die eng mit dem Karma Yoga, dem Weg des selbstlosen Handelns, verbunden ist.

 

5. Archana (Die Verehrung)

Schaffe dir einen heiligen Raum. Archana ist die rituelle Verehrung, zum Beispiel durch einen kleinen Altar zu Hause. Eine Kerze, eine Blume oder ein Bild – diese äußeren Handlungen helfen, eine innere Haltung der Ehrfurcht und Dankbarkeit zu kultivieren.

 

6. Vandana (Die Verbeugung)

Erkenne das Göttliche in allem an. Vandana ist der Akt der Verbeugung und des Gebets. Es ist ein Ausdruck von Demut und der Anerkennung, dass es etwas Größeres gibt als das eigene kleine Ego. Eine einfache Verbeugung am Morgen kann den Ton für den ganzen Tag setzen.

 

7. Dasya (Die Dienerschaft)

Fühle dich als Werkzeug einer höheren Kraft. Bei Dasya geht es darum, die eigenen Wünsche loszulassen und sich dem „Willen des Universums“ hinzugeben. Du handelst nicht mehr nur aus Eigennutz, sondern im Dienst für das große Ganze.

 

8. Sakhya (Die Freundschaft)

Baue eine persönliche Beziehung auf. Stelle dir das Göttliche als deinen besten Freund vor. Mit Sakhya sprichst du vertrauensvoll mit dieser Kraft, teilst deine Freuden und Sorgen. Diese Form der Hingabe ist intim, persönlich und sehr nahbar.

 

9. Atma Nivedana (Die Selbsthingabe)

Die ultimative Vereinigung. Atma Nivedana ist die höchste Stufe, die vollständige und bedingungslose Hingabe des eigenen Selbst an das Göttliche. Es ist das Loslassen der Illusion der Trennung und das tiefe Erkennen: Du bist eins mit allem.

 

Für wen eignet sich Bhakti Yoga?

Die einfache Antwort: Für jeden. Bhakti Yoga kennt keine körperlichen Voraussetzungen, kein Alter und keine dogmatischen Grenzen. Es ist der ideale Weg für dich, wenn du spürst, dass Yoga mehr ist als nur körperliche Fitness. Wenn du eine tiefere, emotionale Verbindung suchst – zu dir selbst, zu anderen Menschen und zum Leben an sich – dann bist du im Bhakti Yoga zu Hause.

Es ist besonders heilsam für Menschen, die viel im Kopf sind und sich danach sehnen, mehr ins Fühlen zu kommen. Die Praxis öffnet sanft das Herzchakra (Anahata), das Zentrum für Liebe, Mitgefühl und Verbindung. Du brauchst keine Vorerfahrung, nur die Bereitschaft, dich auf eine Reise nach innen einzulassen.

 

Die emotionalen und mentalen Vorteile von Bhakti Yoga

Die regelmäßige Praxis der Hingabe transformiert nicht nur deine spirituelle Sicht, sondern hat auch handfeste positive Auswirkungen auf dein emotionales Wohlbefinden. Bhakti ist kein Entkommen aus der Welt, sondern ein Weg, um mit mehr Liebe und Gelassenheit in ihr zu agieren.

  • Reduziert Stress und Angst: Das Singen von Mantras und die Konzentration auf positive Emotionen beruhigen das Nervensystem. Studien, wie eine Untersuchung im International Journal of Yoga, belegen die stressreduzierende Wirkung von Kirtan-Gesang.
  • Fördert emotionales Gleichgewicht: Bhakti hilft dir, Gefühle wie Wut, Trauer oder Angst nicht zu unterdrücken, sondern sie in einem größeren, liebevollen Kontext zu sehen und zu transformieren.
  • Stärkt Mitgefühl und Empathie: Indem du eine liebevolle Haltung kultivierst, wächst dein Verständnis für dich selbst und andere. Beziehungen werden tiefer und authentischer.
  • Verringert das Gefühl der Isolation: Die Praxis verbindet dich mit einer Gemeinschaft (Kula) und dem Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Das Gefühl der Einsamkeit schwindet.
  • Schenkt inneren Frieden und Freude: Bhakti führt zu einer tiefen, grundlegenden Zufriedenheit, die unabhängig von äußeren Umständen ist. Du entdeckst eine Quelle der Freude in dir.

 

Fazit: Bhakti Yoga – Dein Weg zurück zum Herzen

Bhakti Yoga ist mehr als eine weitere Yoga-Form; es ist eine Lebenseinstellung. Es lädt dich ein, deinen oft überstrapazierten Verstand zur Ruhe kommen zu lassen und die Weisheit deines Herzens zu entdecken. Es ist ein Pfad, der die Lücke zwischen deiner Asana-Praxis auf der Matte und deinem Leben im Alltag schließt und jede Handlung zu einem Akt der Liebe macht.

Wenn du nach einer tieferen Bedeutung suchst und eine spirituelle Praxis möchtest, die dein Herz nährt und dich mit der Welt verbindet, dann gib der Hingabe eine Chance. Du musst nichts leisten oder beweisen – nur dein Herz öffnen.

 

Häufig gestellte Fragen

Muss ich religiös sein, um Bhakti Yoga zu praktizieren?

Nein, absolut nicht. Das „Göttliche“ im Bhakti Yoga kann das Universum, die Natur, die Liebe selbst oder einfach eine höhere Kraft in dir sein. Es geht um die persönliche Beziehung und Hingabe, nicht um eine bestimmte Religion.

Ist Bhakti Yoga das Gleiche wie Kirtan?

Kirtan, das gemeinsame Singen, ist eine der bekanntesten und kraftvollsten Praktiken des Bhakti Yoga, aber nicht die einzige. Bhakti Yoga umfasst neun verschiedene Formen der Hingabe, von denen Kirtana eine ist.

Kann ich Bhakti Yoga mit meiner körperlichen Yoga-Praxis kombinieren?

Ja, sie ergänzen sich perfekt. Während Hatha oder Vinyasa Yoga den Körper kräftigen und den Geist fokussieren, nährt Bhakti Yoga dein Herz und deine Seele. Die Kombination schafft eine ganzheitliche und tiefgehende Yoga-Erfahrung.

Brauche ich einen Guru für Bhakti Yoga?

Ein Guru oder Lehrer kann inspirierend sein, ist aber keine Voraussetzung. Bhakti Yoga ist ein sehr persönlicher Weg, den du auch allein für dich entdecken und praktizieren kannst, indem du die Praktiken wählst, die mit dir resonieren.

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