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Der Weg zur perfekten Yoga Sequenz: So baust du Flows auf, die wirken

Claudia Profilbild

Claudia

Zertifizierte Yoga-Lehrerin seit 2018
Praktiziert seit 2010

Weniger als 1 MinuteLesezeit: Minuten

Der Weg zur perfekten Yoga Sequenz: So baust du Flows auf, die wirken

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Zertifizierte Yoga-Lehrerin seit 2018
Praktiziert seit 2010

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Inhalt

Du stehst vor deiner Matte oder deiner Klasse und fragst dich: Wie fange ich an? Welche Pose folgt auf die nächste? Eine gute Yoga Sequenz zu erstellen, fühlt sich manchmal wie eine Kunst für sich an. Es geht um mehr als das wahllose Aneinanderreihen von Asanas. Es geht darum, eine Reise zu gestalten – eine, die den Körper sicher vorbereitet, den Geist fokussiert und am Ende zu einem tiefen Gefühl der Vollständigkeit führt.

Dieser Guide ist dein Kompass. Wir zeigen dir Schritt für Schritt, wie du von einer losen Idee zu einem fertigen, harmonischen Flow kommst. Du lernst die fundamentalen Prinzipien des Sequencing, verstehst den Aufbau einer intelligenten Stunde und bekommst Werkzeuge an die Hand, um deine eigene Kreativität zu entfalten. Verabschiede dich von der Unsicherheit und erschaffe Yogastunden, die dich und deine Schüler nachhaltig berühren.

Auf einen Blick
  • Eine Yoga Sequenz ist eine durchdachte Abfolge von Asanas, die einen logischen und energetischen Bogen spannt.
  • Intelligentes Sequencing beugt Verletzungen vor, indem es den Körper schrittweise auf komplexe Haltungen (Peak Poses) vorbereitet.
  • Jede gute Sequenz folgt einer Struktur: Ankommen, Aufwärmen, Hauptteil, Abkühlen und Entspannung (Savasana).
  • Das Verständnis für die Wirkung von Asana-Gruppen (z.B. Vorbeugen, Rückbeugen) ist die Basis für kreative und sichere Flows.

 

Was ist eine Yoga Sequenz?

Eine Yoga Sequenz ist die bewusst geplante Abfolge von Yoga-Haltungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama) und Meditationstechniken innerhalb einer Yogastunde. Sie ist das Drehbuch, das den Praktizierenden durch eine logische und energetische Erfahrung führt. Anders als eine zufällige Sammlung von Übungen hat eine gute Sequenz einen klaren Anfang, einen Höhepunkt und ein sanftes Ausklingen.

Stell sie dir wie eine gut erzählte Geschichte vor. Sie hat eine Einleitung, die den Hörer abholt (Ankommen, Zentrierung), einen Hauptteil mit steigender Spannung, der auf einen Höhepunkt hinarbeitet (Hauptteil, Peak Pose), und einen auflösenden Schluss, der alles zusammenführt und ein Gefühl der Zufriedenheit hinterlässt (Cool-down, Savasana). Das Ziel ist, einen Zustand des Flows zu erzeugen, bei dem Bewegung und Atem miteinander verschmelzen.

 

Warum eine durchdachte Sequenzierung deine Praxis transformiert

Der Unterschied zwischen einer mittelmäßigen und einer außergewöhnlichen Yogastunde liegt fast immer in der Qualität der Sequenz. Eine durchdachte Reihenfolge ist kein Luxus, sondern die Grundlage für eine sichere, effektive und tiefgreifende Praxis. Die Vorteile gehen weit über das rein Körperliche hinaus und beeinflussen die gesamte Erfahrung auf der Matte.

  • Physische Sicherheit: Eine logische Sequenz wärmt die richtigen Muskelgruppen auf und bereitet die Gelenke gezielt vor. So minimierst du das Verletzungsrisiko, besonders bei anspruchsvollen Peak Poses.
  • Energetischer Fluss: Jede Asana hat eine energetische Wirkung. Eine gute Sequenz balanciert aktivierende und beruhigende Elemente aus, um am Ende einen harmonischen Zustand zu erreichen, anstatt dich ausgelaugt oder überdreht zurückzulassen.
  • Fokus und Meditation: Wenn eine Pose logisch auf die nächste folgt, muss der Geist nicht ständig überlegen, was als Nächstes kommt. Dieser fließende Übergang fördert einen meditativen Zustand und vertieft die Verbindung zum eigenen Körper.
  • Zielgerichtetes Arbeiten: Ob du auf eine bestimmte Peak Pose hinarbeiten, eine Körperregion gezielt mobilisieren oder ein emotionales Thema bearbeiten möchtest – mit einer klaren Sequenz erreichst du dein Stunden-Ziel deutlich effektiver.

Infografik, die die 5 Phasen einer Yoga Sequenz als Spannungsbogen darstellt.

 

Die Bausteine: So strukturierst du jede Yoga Sequenz

Jede wirkungsvolle Yoga Sequenz, egal ob für einen 90-minütigen Kurs oder eine 20-minütige Morgenroutine, folgt einer bewährten Grundstruktur. Diese Struktur ist wie ein Skelett, das du mit deiner eigenen Kreativität und deinem Stundenthema füllst. Verstehst du diese Bausteine, kannst du für jede Gelegenheit einen passenden Flow gestalten. Wir zerlegen die Struktur in ihre zentralen Phasen.

 

Phase 1: Ankommen & Zentrierung (ca. 5-10 % der Zeit)

Diese erste Phase ist der Übergang vom Alltag auf die Yogamatte. Sie dient dazu, den Körper zur Ruhe zu bringen und den Geist zu fokussieren. Hier schaffst du den Raum, damit der Praktizierende bei sich ankommen kann. Beginne in einer bequemen sitzenden oder liegenden Haltung. Leite die Aufmerksamkeit sanft auf den Atem, ohne ihn direkt zu verändern. Eine kurze Anfangsmeditation oder das Setzen einer Intention (Sankalpa) für die Stunde sind ideale Elemente für diesen Start.

 

Phase 2: Aufwärmen (ca. 15-20 % der Zeit)

Nachdem der Geist zur Ruhe gekommen ist, weckst du den Körper. Das Aufwärmen erhöht die Herzfrequenz, kurbelt den Kreislauf an und erwärmt Muskeln, Sehnen und Gelenke. So bereitest du den Körper sicher auf die intensiveren Haltungen des Hauptteils vor. Studien aus der Sportmedizin, wie die des American College of Sports Medicine, belegen die Rolle des Aufwärmens bei der Verletzungsprävention.

Beginne mit sanften Mobilisationen wie Katze-Kuh (Marjaryasana-Bitilasana), um die Wirbelsäule zu bewegen. Darauf folgen typischerweise mehrere Runden Sonnengrüße (Surya Namaskar). Sie sind eine perfekte Mini-Sequenz für sich, die den gesamten Körper durchbewegen und Atmung mit Bewegung synchronisieren. Variiere zwischen Sonnengruß A und B, um verschiedene Muskelgruppen anzusprechen. Diese dynamische Phase ist besonders für eine energetisierende Morgen-Yoga Einheit geeignet.

 

Phase 3: Hauptteil & Peak Pose (ca. 40-50 % der Zeit)

Dies ist das Herzstück deiner Yogastunde. Hier entfaltet sich das Thema oder das Ziel, das du am Anfang gesetzt hast. Oft wird der Hauptteil um eine sogenannte „Peak Pose“ herum aufgebaut – eine komplexere Haltung, die körperlich oder mental herausfordernd ist. Der gesamte vorherige Teil der Sequenz bereitet den Körper gezielt auf diese eine Haltung vor.

Der Aufbau zur Peak Pose funktioniert wie ein musikalisches Crescendo. Du reihst Asanas aneinander, die schrittweise die benötigte Kraft, Flexibilität und Balance aufbauen. Möchtest du beispielsweise auf den Kopfstand (Sirsasana) hinarbeiten, integrierst du Posen zur Stärkung der Schultern (Delphin), der Körpermitte (Boot) und zur Dehnung der Beinrückseiten (Herabschauender Hund). So wird die Peak Pose zugänglich und das Verletzungsrisiko minimiert. Alternativ kannst du den Hauptteil auch einem anatomischen Fokus widmen, oder du arbeitest an der Öffnung spezifischer Bereiche wie mit Yoga für die Hüfte.

Nachdem du die Peak Pose erreicht und für einige Atemzüge gehalten hast (eventuell mit Variationen), leitest du sanft wieder aus. Unmittelbar danach folgen sogenannte „Counter Poses“ oder ausgleichende Haltungen. Nach einer intensiven Rückbeuge wie dem Rad (Urdhva Dhanurasana) neutralisierst du die Wirbelsäule zum Beispiel mit einer sanften Drehung oder einer Vorbeuge. Dieser Ausgleich ist zentral für eine vielseitige und sichere Yogapraxis und stellt die Balance im Körper wieder her.

 

Phase 4: Abkühlen (Cool-down) (ca. 10-15 % der Zeit)

Nach der Anstrengung des Hauptteils leitest du den Körper und das Nervensystem sanft in einen Zustand der Ruhe. Der Cool-down senkt die Herzfrequenz und bereitet auf die finale Entspannung vor. Hier liegt der Fokus auf passiven Dehnungen, die länger gehalten werden (oft 1-3 Minuten). Der Atem fließt dabei ruhig und tief.

Typische Haltungen für diese Phase sind liegende oder sitzende Asanas. Eine sanfte liegende Drehung (Jathara Parivartanasana) löst Spannungen in der Wirbelsäule, das Nadelöhr (Sucirandhrasana) dehnt die im Hauptteil beanspruchte Hüft- und Gesäßmuskulatur. Diese beruhigende Phase ist ein Kernbestandteil jeder guten Abend-Yoga Einheit, um den Tag loszulassen.

 

Phase 5: Endentspannung (Savasana) (ca. 5-10 % der Zeit)

Savasana, die Totenstellung, ist keine optionale Zugabe, sondern der Höhepunkt und Abschluss jeder Praxis. In dieser Phase der absoluten Stille und Bewegungslosigkeit hat der Körper die Möglichkeit, die Effekte der Praxis zu integrieren. Muskeln entspannen sich vollständig, das Nervensystem reguliert sich, und der Geist kommt zur Ruhe. Es ist der Moment, in dem die eigentliche Transformation stattfindet.

Leite die Teilnehmer an, sich bequem auf den Rücken zu legen und bei Bedarf Hilfsmittel wie Decken oder ein Yogabolster unter den Knien zu nutzen. Eine geführte Körperreise oder eine kurze Yoga Nidra Anleitung kann den Einstieg in die Entspannung erleichtern. Gib dem Raum danach für mindestens 5 Minuten absolute Stille, bevor du die Stunde sanft beendest.

 

Kreativität entfesseln: Themen und Variationen für deine Sequenz

Sobald du die 5-Phasen-Struktur verinnerlicht hast, wird sie zu deinem Spielfeld. Jetzt kannst du beginnen, deine Sequenzen mit Themen, Intentionen und kreativen Übergängen zu füllen. Dies verleiht deinen Stunden Persönlichkeit und Tiefe.

 

Die thematische Klammer finden

Ein Thema gibt deiner Sequenz einen roten Faden und macht sie zu mehr als nur einer körperlichen Übung. Es kann aus verschiedenen Quellen stammen:

  • Anatomischer Fokus: Du konzentrierst dich auf eine Körperregion, z.B. „starke Mitte“ oder „offene Schultern“.
  • Philosophisches Thema: Du widmest die Stunde einem der Yamas oder Niyamas, wie „Ahimsa“ (Gewaltlosigkeit) gegenüber dem eigenen Körper.
  • Energetische Wirkung: Die Sequenz zielt auf eine bestimmte Energie ab, etwa Erdung (Fokus auf Standhaltungen) oder Aktivierung eines spezifischen Chakras.
  • Jahreszeitlicher Bezug: Eine reinigende Detox-Sequenz im Frühling oder eine wärmende, nach innen gerichtete Praxis im Winter.

Das gewählte Thema beeinflusst nicht nur die Asana-Auswahl, sondern auch deine Sprache, die Musik und die gesetzte Intention.

Infografik zu den vier thematischen Ausrichtungen für eine Yoga Sequenz.

 

Asana-Gruppen intelligent kombinieren

Verstehe die Hauptkategorien von Asanas und ihre Wirkungen. Dies hilft dir, den Flow logisch und sicher aufzubauen. Die wichtigsten Gruppen sind Standhaltungen, Vorbeugen, Rückbeugen, Drehungen, Umkehrhaltungen und Armbalancen. Die Kunst liegt darin, sie so zu kombinieren, dass sie sich gegenseitig vorbereiten und ausgleichen. Eine goldene Regel ist das Prinzip von Pose und Gegenpose. Nach einer Serie von Rückbeugen, die die Vorderseite des Körpers öffnen und die Wirbelsäule komprimieren, folgen neutrale Posen (z.B. Katze-Kuh) und sanfte Vorbeugen, um die Balance wiederherzustellen.

 

Fazit: Dein Weg zum meisterhaften Sequencing

Eine perfekte Yoga Sequenz zu erstellen, ist eine Fähigkeit, die mit Wissen und Erfahrung wächst. Es ist eine Mischung aus Wissenschaft – dem Verständnis von Anatomie und Biomechanik – und Kunst – dem intuitiven Gespür für Energie und Flow. Nutze die hier vorgestellte 5-Phasen-Struktur als dein verlässliches Gerüst.

Habe keine Angst zu experimentieren. Spiele mit Themen, variiere das Tempo und höre vor allem auf das Feedback deines eigenen Körpers und deiner Schüler. So entwickelst du mit der Zeit deine eigene, authentische Handschrift und schaffst eine Yogapraxis, die sicher ist und tief berührt.

 

Häufig gestellte Fragen

yoga sequenz

Du stehst vor deiner Matte oder deiner Klasse und fragst dich: Wie fange ich an? Welche Pose folgt auf die nächste? Eine gute Yoga Sequenz zu erstellen, fühlt sich manchmal wie eine Kunst für sich an. Es geht um mehr als das wahllose Aneinanderreihen von Asanas. Es geht darum, eine Reise zu gestalten – eine, die den Körper sicher vorbereitet, den Geist fokussiert und am Ende zu einem tiefen Gefühl der Vollständigkeit führt.

Dieser Guide ist dein Kompass. Wir zeigen dir Schritt für Schritt, wie du von einer losen Idee zu einem fertigen, harmonischen Flow kommst. Du lernst die fundamentalen Prinzipien des Sequencing, verstehst den Aufbau einer intelligenten Stunde und bekommst Werkzeuge an die Hand, um deine eigene Kreativität zu entfalten. Verabschiede dich von der Unsicherheit und erschaffe Yogastunden, die dich und deine Schüler nachhaltig berühren.

Auf einen Blick
  • Eine Yoga Sequenz ist eine durchdachte Abfolge von Asanas, die einen logischen und energetischen Bogen spannt.
  • Intelligentes Sequencing beugt Verletzungen vor, indem es den Körper schrittweise auf komplexe Haltungen (Peak Poses) vorbereitet.
  • Jede gute Sequenz folgt einer Struktur: Ankommen, Aufwärmen, Hauptteil, Abkühlen und Entspannung (Savasana).
  • Das Verständnis für die Wirkung von Asana-Gruppen (z.B. Vorbeugen, Rückbeugen) ist die Basis für kreative und sichere Flows.

 

Was ist eine Yoga Sequenz?

Eine Yoga Sequenz ist die bewusst geplante Abfolge von Yoga-Haltungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama) und Meditationstechniken innerhalb einer Yogastunde. Sie ist das Drehbuch, das den Praktizierenden durch eine logische und energetische Erfahrung führt. Anders als eine zufällige Sammlung von Übungen hat eine gute Sequenz einen klaren Anfang, einen Höhepunkt und ein sanftes Ausklingen.

Stell sie dir wie eine gut erzählte Geschichte vor. Sie hat eine Einleitung, die den Hörer abholt (Ankommen, Zentrierung), einen Hauptteil mit steigender Spannung, der auf einen Höhepunkt hinarbeitet (Hauptteil, Peak Pose), und einen auflösenden Schluss, der alles zusammenführt und ein Gefühl der Zufriedenheit hinterlässt (Cool-down, Savasana). Das Ziel ist, einen Zustand des Flows zu erzeugen, bei dem Bewegung und Atem miteinander verschmelzen.

 

Warum eine durchdachte Sequenzierung deine Praxis transformiert

Der Unterschied zwischen einer mittelmäßigen und einer außergewöhnlichen Yogastunde liegt fast immer in der Qualität der Sequenz. Eine durchdachte Reihenfolge ist kein Luxus, sondern die Grundlage für eine sichere, effektive und tiefgreifende Praxis. Die Vorteile gehen weit über das rein Körperliche hinaus und beeinflussen die gesamte Erfahrung auf der Matte.

  • Physische Sicherheit: Eine logische Sequenz wärmt die richtigen Muskelgruppen auf und bereitet die Gelenke gezielt vor. So minimierst du das Verletzungsrisiko, besonders bei anspruchsvollen Peak Poses.
  • Energetischer Fluss: Jede Asana hat eine energetische Wirkung. Eine gute Sequenz balanciert aktivierende und beruhigende Elemente aus, um am Ende einen harmonischen Zustand zu erreichen, anstatt dich ausgelaugt oder überdreht zurückzulassen.
  • Fokus und Meditation: Wenn eine Pose logisch auf die nächste folgt, muss der Geist nicht ständig überlegen, was als Nächstes kommt. Dieser fließende Übergang fördert einen meditativen Zustand und vertieft die Verbindung zum eigenen Körper.
  • Zielgerichtetes Arbeiten: Ob du auf eine bestimmte Peak Pose hinarbeiten, eine Körperregion gezielt mobilisieren oder ein emotionales Thema bearbeiten möchtest – mit einer klaren Sequenz erreichst du dein Stunden-Ziel deutlich effektiver.

Infografik, die die 5 Phasen einer Yoga Sequenz als Spannungsbogen darstellt.

 

Die Bausteine: So strukturierst du jede Yoga Sequenz

Jede wirkungsvolle Yoga Sequenz, egal ob für einen 90-minütigen Kurs oder eine 20-minütige Morgenroutine, folgt einer bewährten Grundstruktur. Diese Struktur ist wie ein Skelett, das du mit deiner eigenen Kreativität und deinem Stundenthema füllst. Verstehst du diese Bausteine, kannst du für jede Gelegenheit einen passenden Flow gestalten. Wir zerlegen die Struktur in ihre zentralen Phasen.

 

Phase 1: Ankommen & Zentrierung (ca. 5-10 % der Zeit)

Diese erste Phase ist der Übergang vom Alltag auf die Yogamatte. Sie dient dazu, den Körper zur Ruhe zu bringen und den Geist zu fokussieren. Hier schaffst du den Raum, damit der Praktizierende bei sich ankommen kann. Beginne in einer bequemen sitzenden oder liegenden Haltung. Leite die Aufmerksamkeit sanft auf den Atem, ohne ihn direkt zu verändern. Eine kurze Anfangsmeditation oder das Setzen einer Intention (Sankalpa) für die Stunde sind ideale Elemente für diesen Start.

 

Phase 2: Aufwärmen (ca. 15-20 % der Zeit)

Nachdem der Geist zur Ruhe gekommen ist, weckst du den Körper. Das Aufwärmen erhöht die Herzfrequenz, kurbelt den Kreislauf an und erwärmt Muskeln, Sehnen und Gelenke. So bereitest du den Körper sicher auf die intensiveren Haltungen des Hauptteils vor. Studien aus der Sportmedizin, wie die des American College of Sports Medicine, belegen die Rolle des Aufwärmens bei der Verletzungsprävention.

Beginne mit sanften Mobilisationen wie Katze-Kuh (Marjaryasana-Bitilasana), um die Wirbelsäule zu bewegen. Darauf folgen typischerweise mehrere Runden Sonnengrüße (Surya Namaskar). Sie sind eine perfekte Mini-Sequenz für sich, die den gesamten Körper durchbewegen und Atmung mit Bewegung synchronisieren. Variiere zwischen Sonnengruß A und B, um verschiedene Muskelgruppen anzusprechen. Diese dynamische Phase ist besonders für eine energetisierende Morgen-Yoga Einheit geeignet.

 

Phase 3: Hauptteil & Peak Pose (ca. 40-50 % der Zeit)

Dies ist das Herzstück deiner Yogastunde. Hier entfaltet sich das Thema oder das Ziel, das du am Anfang gesetzt hast. Oft wird der Hauptteil um eine sogenannte „Peak Pose“ herum aufgebaut – eine komplexere Haltung, die körperlich oder mental herausfordernd ist. Der gesamte vorherige Teil der Sequenz bereitet den Körper gezielt auf diese eine Haltung vor.

Der Aufbau zur Peak Pose funktioniert wie ein musikalisches Crescendo. Du reihst Asanas aneinander, die schrittweise die benötigte Kraft, Flexibilität und Balance aufbauen. Möchtest du beispielsweise auf den Kopfstand (Sirsasana) hinarbeiten, integrierst du Posen zur Stärkung der Schultern (Delphin), der Körpermitte (Boot) und zur Dehnung der Beinrückseiten (Herabschauender Hund). So wird die Peak Pose zugänglich und das Verletzungsrisiko minimiert. Alternativ kannst du den Hauptteil auch einem anatomischen Fokus widmen, oder du arbeitest an der Öffnung spezifischer Bereiche wie mit Yoga für die Hüfte.

Nachdem du die Peak Pose erreicht und für einige Atemzüge gehalten hast (eventuell mit Variationen), leitest du sanft wieder aus. Unmittelbar danach folgen sogenannte „Counter Poses“ oder ausgleichende Haltungen. Nach einer intensiven Rückbeuge wie dem Rad (Urdhva Dhanurasana) neutralisierst du die Wirbelsäule zum Beispiel mit einer sanften Drehung oder einer Vorbeuge. Dieser Ausgleich ist zentral für eine vielseitige und sichere Yogapraxis und stellt die Balance im Körper wieder her.

 

Phase 4: Abkühlen (Cool-down) (ca. 10-15 % der Zeit)

Nach der Anstrengung des Hauptteils leitest du den Körper und das Nervensystem sanft in einen Zustand der Ruhe. Der Cool-down senkt die Herzfrequenz und bereitet auf die finale Entspannung vor. Hier liegt der Fokus auf passiven Dehnungen, die länger gehalten werden (oft 1-3 Minuten). Der Atem fließt dabei ruhig und tief.

Typische Haltungen für diese Phase sind liegende oder sitzende Asanas. Eine sanfte liegende Drehung (Jathara Parivartanasana) löst Spannungen in der Wirbelsäule, das Nadelöhr (Sucirandhrasana) dehnt die im Hauptteil beanspruchte Hüft- und Gesäßmuskulatur. Diese beruhigende Phase ist ein Kernbestandteil jeder guten Abend-Yoga Einheit, um den Tag loszulassen.

 

Phase 5: Endentspannung (Savasana) (ca. 5-10 % der Zeit)

Savasana, die Totenstellung, ist keine optionale Zugabe, sondern der Höhepunkt und Abschluss jeder Praxis. In dieser Phase der absoluten Stille und Bewegungslosigkeit hat der Körper die Möglichkeit, die Effekte der Praxis zu integrieren. Muskeln entspannen sich vollständig, das Nervensystem reguliert sich, und der Geist kommt zur Ruhe. Es ist der Moment, in dem die eigentliche Transformation stattfindet.

Leite die Teilnehmer an, sich bequem auf den Rücken zu legen und bei Bedarf Hilfsmittel wie Decken oder ein Yogabolster unter den Knien zu nutzen. Eine geführte Körperreise oder eine kurze Yoga Nidra Anleitung kann den Einstieg in die Entspannung erleichtern. Gib dem Raum danach für mindestens 5 Minuten absolute Stille, bevor du die Stunde sanft beendest.

 

Kreativität entfesseln: Themen und Variationen für deine Sequenz

Sobald du die 5-Phasen-Struktur verinnerlicht hast, wird sie zu deinem Spielfeld. Jetzt kannst du beginnen, deine Sequenzen mit Themen, Intentionen und kreativen Übergängen zu füllen. Dies verleiht deinen Stunden Persönlichkeit und Tiefe.

 

Die thematische Klammer finden

Ein Thema gibt deiner Sequenz einen roten Faden und macht sie zu mehr als nur einer körperlichen Übung. Es kann aus verschiedenen Quellen stammen:

  • Anatomischer Fokus: Du konzentrierst dich auf eine Körperregion, z.B. „starke Mitte“ oder „offene Schultern“.
  • Philosophisches Thema: Du widmest die Stunde einem der Yamas oder Niyamas, wie „Ahimsa“ (Gewaltlosigkeit) gegenüber dem eigenen Körper.
  • Energetische Wirkung: Die Sequenz zielt auf eine bestimmte Energie ab, etwa Erdung (Fokus auf Standhaltungen) oder Aktivierung eines spezifischen Chakras.
  • Jahreszeitlicher Bezug: Eine reinigende Detox-Sequenz im Frühling oder eine wärmende, nach innen gerichtete Praxis im Winter.

Das gewählte Thema beeinflusst nicht nur die Asana-Auswahl, sondern auch deine Sprache, die Musik und die gesetzte Intention.

Infografik zu den vier thematischen Ausrichtungen für eine Yoga Sequenz.

 

Asana-Gruppen intelligent kombinieren

Verstehe die Hauptkategorien von Asanas und ihre Wirkungen. Dies hilft dir, den Flow logisch und sicher aufzubauen. Die wichtigsten Gruppen sind Standhaltungen, Vorbeugen, Rückbeugen, Drehungen, Umkehrhaltungen und Armbalancen. Die Kunst liegt darin, sie so zu kombinieren, dass sie sich gegenseitig vorbereiten und ausgleichen. Eine goldene Regel ist das Prinzip von Pose und Gegenpose. Nach einer Serie von Rückbeugen, die die Vorderseite des Körpers öffnen und die Wirbelsäule komprimieren, folgen neutrale Posen (z.B. Katze-Kuh) und sanfte Vorbeugen, um die Balance wiederherzustellen.

 

Fazit: Dein Weg zum meisterhaften Sequencing

Eine perfekte Yoga Sequenz zu erstellen, ist eine Fähigkeit, die mit Wissen und Erfahrung wächst. Es ist eine Mischung aus Wissenschaft – dem Verständnis von Anatomie und Biomechanik – und Kunst – dem intuitiven Gespür für Energie und Flow. Nutze die hier vorgestellte 5-Phasen-Struktur als dein verlässliches Gerüst.

Habe keine Angst zu experimentieren. Spiele mit Themen, variiere das Tempo und höre vor allem auf das Feedback deines eigenen Körpers und deiner Schüler. So entwickelst du mit der Zeit deine eigene, authentische Handschrift und schaffst eine Yogapraxis, die sicher ist und tief berührt.

 

Häufig gestellte Fragen

yoga sequenz